Aufstellung
Aufstellungen kennen die meisten als Familienaufstellungen, die in der Gruppe durchgeführt
werden und in Verbindung mit Bert Hellinger.
Aufstellen heißt, dass z.B. die Personen einer Familie, also Eltern, Kinder, eventuell
Großeltern durch Stellvertreter (Personen einer Aufstellungsgruppe) in den Raum gestellt
werden (die Eltern und Großeltern sind dabei nicht vor Ort, sondern für Sie werden
Stellvertreter aus der Gruppe gewählt.). Dadurch wird die Ordnung und die Beziehungen
zueinander sichtbar. Eine Außenperspektive wird möglich. Dann kann man in diese Aufstellung
hineingehen und erfühlen, welche Impulse und Botschaften von den einzelnen Personen ausgehen
und so erhält man ein Bild, was in dieser Familie los ist, wie jeder einzelne sich fühlt.
Folgt man dann den Botschaften und inneren Impulsen wird sich ein neues Bild ergeben, eine
neue Ordnung, die in der Regel stimmiger und für alle angenehmer ist. Ziel ist eigentlich
eine gute Ordnung zu schaffen, was im Idealfall bedeutet, dass sich alle auf allen Plätzen
wohl fühlen. Häufig ist das allerdings allein durch nur eine Aufstellung nicht zu erreichen,
aber es ist auf jeden Fall möglich, eine Verbesserung der Situation zu erzielen.
Das, was ich hier beschrieben habe, ist sicherlich das, was die meisten unter
Aufstellungsarbeit kennen oder selbst erlebt haben. Im folgenden möchte ich nun die
Besonderheiten in meiner Aufstellungsarbeit herausstellen. Es gibt mehrere
Unterschiede.
Zum einen arbeite ich systemisch und nicht nach Bert Hellinger, zum anderen arbeite
ich überwiegend kontinuierlich und ausschließlich in Einzelarbeit, was
bedeutet, dass in meinen Aufstellungen mit Stühlen gearbeitet wird. Und drittens stelle ich
nicht nur die Familie auf, sondern eben auch die inneren Anteile, die mir ein Bild
meiner eigenen Person zeigen. Ganz nebenbei, es lassen sich auch Situationen, Arbeitsteams,
Symptome etc. aufstellen. Aber das gehört soundso zum Aufstelleralltag.
Systemisch zu arbeiten bedeutet, das eine Familie, ein Arbeitsteam als System
betrachtet werden. Verändert sich ein Mitglied dieses Systems hat das Auswirkungen auf das
ganze System. Ist ein Mitglied des Systems von seinem guten Platz „verrückt“ und verhält
sich dementsprechend, so hat das Auswirkungen auf das ganze System. Das bedeutet, dass sich
der Blick verschiebt – häufig gibt es in Familien das sogenannte schwarze Schaf, dem die
„Schuld“ für Familienprobleme zugeschoben wird. Ein Systemiker richtet sein Augenmerk auf
die ganze Familie und versucht herauszufinden, was in der Familienstruktur nicht stimmt und
wo die gute Ordnung verschoben ist. Die Ursprünge der Aufstellungsarbeit liegen in der
systemischen Sichtweise und in der Skulpturarbeit von Virginia Satir.
Zur systemischen Aufstellungsarbeit gehört aber auch die Selbstbestimmtheit der
Klienten, die Überzeugung, dass jeder die Lösung für sein Problem bereits in sich trägt, die
grundsätzlich optimistische Haltung und die Fokussierung auf Fähigkeiten
(ressourcenorientiert) und Lösungen (lösungsorientiert).
Besonders wichtig ist mir dabei der systemische Grundsatz, dass Klienten nicht instruierbar
sind. Das bedeutet, dass jeder Mensch selbst am besten spürt, was wann und wie für ihn
stimmig und richtig ist. Und dass auch kein Experte ihm sagen kann, was er wann oder
wie tun soll. Konkret bedeutet das, dass in systemischen Aufstellungen der Klient führt, der
Klient selbst seine Worte oder Sätze findet und formuliert und selbst bestimmt, wie weit er
in der jeweiligen Situation gehen kann und was sich für ihn noch stimmig anfühlt.
Zum zweiten Punkt – ich arbeite grundsätzlich in Einzelarbeit. Beides, die
Aufstellungen in Gruppen und die Einzelarbeit haben Vor- und Nachteile, letztlich kann sich
jeder Mensch selbst entscheiden, was ihm persönlich mehr zusagt. Die Kraft, die eine Gruppe
hervorbringen kann mit der Unterstützung und der geballten Energie kann sehr hilfreich sein.
Zudem übernimmt die Gruppe ein Teil der Arbeit für mich und ich kann von außen zusehen. Auch
das kann hilfreich sein. Gleichzeitig kann es aber auch vorkommen, dass einzelne Personen in
der Aufstellung ihre eigenen Themen mit hineinbringen und das Ergebnis verfälschen. Und
vielen Menschen ist sehr unangenehm ihre persönlichen Themen so vor einer Gruppe
auszubreiten. Und auch für mich als Aufsteller ist es in einer Einzelaufstellung besser
möglich, mich auf den Einzelnen zu konzentrieren und ganz bei der Person zu bleiben, um die
es geht. Für die Klienten ist die Einzelarbeit oft anstrengend, weil sie selbst alle Plätze
ausprobieren und in die Wahrnehmung gehen müssen. Genau das ist aber auch das Hilfreiche
daran, weil es immer wieder vorkommt, dass die Erwartung, wie sich ein Platz anfühlen wird
und das, was tatsächlich passiert, sehr stark auseinandergehen. Und genau diese Unterschiede
selbst wahrzunehmen und die Veränderung der bisherigen Sichtweise zuzulassen, sind letztlich
das heilende Moment in der Aufstellungsarbeit.
Wichtiger ist mir noch, das Thema der kontinuierlichen Arbeit. Viele Aufstellungen
sind mehr oder weniger einmalige Ereignisse, die an einem Abend oder einem Wochenende
stattfinden. Bei mir arbeiten die meisten Klienten jedoch über einen längeren Zeitraum
kontinuierlich mit Aufstellungen. Das hat den Vorteil, dass ich meine Klienten ständig
begleiten kann und sich die Ergebnisse der Aufstellungen entwickeln können. Wie schon
anfangs angedeutet, ist es oft nicht möglich, eine gute Ordnung in einer Sitzung zu
erreichen. Der Druck für den Aufsteller in einer einmaligen Gruppe, die Aufstellung zu einem
guten Ende zu bringen, ist relativ hoch. Das kann auch zu Druck auf den Klienten führen, was
aber vollkommen kontraproduktiv ist. In einzelnen Fällen, wenn ein Klient innerlich schon
sehr stark gearbeitet hat und ich als Aufsteller eigentlich keine Themen mehr zu lösen habe,
sondern nur noch die gute Ordnung herzustellen habe, dann kann das Ergebnis einer einzelnen
Sitzung sehr weitreichend sein. In vielen Fällen ist es aber auch so, dass ein Klient gerade
am Anfang einer Auflösungssequenz steht und er viele kleine Schritte braucht, um zu einem
guten Ergebnis zu kommen und dann kann es passieren, dass es an einem Tag einfach nicht mehr
weitergeht. In diesem Fall besteht in einer Gruppe und einem nicht entsprechend geschulten
Aufsteller, die Gefahr, dass über die Grenzen des Klienten hinweggegangen wird, um ein noch
akzeptables Ergebnis zu erreichen.
Eine kontinuierliche Arbeit mit Aufstellungen ist also in manchen Fällen entspannter und
lässt mehr persönlichen Freiraum und Zeit zur Entwicklung.
Und zuletzt möchte ich noch auf den Punkt der Arbeit mit den inneren Anteilen
eingehen. In den meisten Aufstellungen wird nur mit der Familie gearbeitet, d.h. im Außen
gearbeitet. Außen deshalb, weil die Familie im außen, also außerhalb von mir selbst, das
spiegelt, was sich innerhalb der eigenen Person abspielt. Das bedeutet, dass man in seiner
Person als Abbild die Muster trägt, die man in der Ursprungsfamilie, d.h. der Familie, in
der man aufgewachsen ist, gelernt hat. Zur Lösung sollte man nach meiner Erfahrung immer im
Außen und im Inneren arbeiten. Ich habe schon mit Klienten gearbeitet, die eine
Reihe von Familienaufstellungen hinter sich hatten und sich auch gewisse Erfolge eingestellt
hatten. Dies zeigte sich in der Arbeit mit der Ursprungsfamilie darin, dass hier schon
nahezu eine gute Ordnung geschaffen war. Als wir allerdings das erste Mal mit den inneren
Anteilen und damit dem Abbild der eigenen Person gearbeitet haben, zeigte sich, dass in
diesem Bereich noch vollkommene Unordnung herrschte und letztlich die Loslösung im Inneren
von all den negativen Verhaltensmustern noch längst nicht erreicht war. Genauso ist es auch
andersherum. Wenn nur mit den inneren Anteilen gearbeitet wird ohne die Verstrickung
innerhalb der Familie zu lösen, blockieren diese alten Muster die weitere Entwicklung.
Infolgedessen sieht mein Ansatz auch einen wechselnden Einsatz von Aufstellungen mit der
Ursprungsfamilie und Aufstellungen mit den inneren Anteilen vor.
Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass ich die Aufstellungen mit den inneren Anteilen auch
auf der karmischen Ebene weiter benutze. Karmische Ebene heißt, dass ich mit der
Auflösung der Muster aus der eigenen Familiengeschichte weitgehend abgeschlossen habe und
dann, sofern man es möchte, auf der karmischen Ebene weiter arbeite. Das bedeutet, dass im
Wechsel mit Rückführungen in frühere Leben (=Außen) und den inneren Anteilen (=Innen)
gearbeitet wird. Das heißt, die eigentliche Lösung und Bewusstseinserweiterung erfolgt über
die Rückführung in frühere Leben und die Erkenntnisse daraus, welche Fehler damals gemacht
wurden, welche falschen Muster erworben wurden und welchen Personen man damals begegnet ist
und wie sich das im heutigen Leben in einer Art Wiederholung zeigt. Aus den Erfahrungen in
den früheren Leben kann man dann erkennen, welches Verhalten man auf keinen Fall wiederholen
sollte und wie eine adäquate Lösung aussehen sollte. Über die Arbeit mit den inneren
Anteilen wird dann die Möglichkeit geschaffen, in der heutigen Person die neuen Erkenntnisse
zu verankern und eine entsprechende Handlungsfähigkeit zu erreichen.
Ich hoffe, dass ich nun ausreichend darstellen konnte, wie ich die Aufstellungsarbeit in
besonderer Art und Weise nutze und aus welchen Gründen. Gerne stehe ich für Nachfragen in
einem persönlichen Gespräch zur Verfügung.